Entspannung mitten im Familien-Alltags-Trubel
Vor Kurzem las ich auf Zeit Online einen Artikel von Christine Ordnung »Eltern sollten lernen, sich mit ihren Kindern zu entspannen« (1. März 2024, Ausgabe 09/2024). Christine Ordnung ist Familientherapeutin und eine Schülerin Jesper Juuls.
Dieser Artikel begeisterte mich, so dass ich beschloss, zu diesem Thema einen Impulsletter zu schreiben, denn ihre Erfahrungen decken sich sehr mit denen aus meinen Elterncoachings und Elternberatungen.
Ein Rat, eine Empfehlung, die wirklich häufig am Ende einer Coachingstunde oder eines -prozesses für Eltern steht, lautet: »Achten Sie gut auf Ihre eigene Selbstfürsorge! Wenn es Ihnen gut geht, dann ist das sehr wesentlich für Ihr Kind und für die Beziehung zu Ihrem Kind!«
Zuweilen bekomme ich den Eindruck, dass viele Eltern glauben, dass sie alles geben müssen für ihr Kind. Sie fühlen sich für das Gelingen in allen Bereichen des Lebens hoch verantwortlich und verlieren sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse darüber aus dem Blick. Die Konsequenzen aus einem solchen Verhalten beleuchtet Christine Ordnung sehr klar. Sie schreibt, dass es Kinder richtig stressen würde, wenn die Eltern alles beobachten, beäugen, hinterfragen oder kommentieren würden. »Mit gestressten Eltern fühlt sich das Kind verkehrt«, schreibt sie. Zudem betont Christine Ordnung, dass diese Art der Liebe Kinder »nicht richtig satt« machen würde! Sie würden dann noch mehr Aufmerksamkeit fordern, noch mehr Kümmern – ein regelrechter Stress-Kreislauf käme in Gang.
Und nun? Was kann diesen Kreislauf unterbrechen?
Christine Ordnung nennt es: mit den Kindern entspannen. Eine Mutter, ein Vater, die sich inmitten des Trubels hinsetzen, beobachten, vielleicht einen Kaffee trinken, ein Buch zur Hand nehmen, sie vermitteln den Kindern den Eindruck: Da ist Mama, da ist Papa, ihnen geht es gut, sie sorgen für sich! Diese Eltern werden für die Kinder spürbarer. Eltern, die ihren Kindern vermitteln: Ich bin ein Teil unseres Familien-Systems und ich bin wichtig, ich habe meine Grenzen und nehme sie ernst, diese Eltern entlasten ihre Kinder! Sie werden zum Vorbild, sie leben ihre »Gleichwürdigkeit« (Jesper Juul).
Kindern ist es überaus wichtig, dass es ihren Eltern gut geht, denn sie wissen, wenn auch unbewusst, dass die Eltern dann viel besser, entspannter und freudiger für sie da sind und die Verantwortung für die Familie übernehmen können.
Mit vorfrühlingshaften Grüßen aus Darmstadt
P.S.: ein Buchtipp von Christine Ordnung: »Familie am Tisch«, erschienen im Kösel Verlag, ISBN 978-3-466-31213-9