Einblicke in das Elterncoaching
Heute gewähre ich Ihnen »Einblicke« in drei Termine aus meiner Coachingpraxis; diese zeigen, wie individuell und facettenreich Elterncoaching ist:
Ein Vater schildert sehr aufgebracht, dass seine Tochter (3,5 Jahre alt) sich nicht an Regeln halten möchte.
Sie spiele Spiele ganz anders, als die Entwickler des Spiels sich das überlegt und geplant hätten. Der Vater findet das problematisch: Es sei doch wichtig, sich an Regeln zu halten! Das müsse sie in der Schule doch auch! Wenn er ihr das erklären wolle, würde sie nur noch schreien… und die Spielsachen durch die Gegend werfen. Der kleinere Bruder würde dieses Spiel genau richtig und mit viel Freude spielen.
Ich erkläre dem Vater, dass Kinder sehr unterschiedliche Wege des Lernens haben und Lernangebote sehr unterschiedlich nutzen. Auf die Frage: »Wie wäre es, wenn Sie ihre Tochter einfach nur dabei beobachten und einmal zuschauen, wie kreativ sie mit den Spielsachen umgeht?« lächelt der Vater, atmet tief durch und sagt nach einer Weile: »Das wäre gut, auch für mich gut, dann könnte ich mich auch mal entspannen …«
Eine Mutter beschreibt wiederkehrende Situationen mit ihrer Tochter (6 Jahre alt), in denen die Tochter solche Wut-/Schreianfälle bekommt, dass es den Eltern fast körperlich weh tut und die Geschwister anfangen zu weinen.
Sie sei nicht zu beruhigen in diesen »Notsituationen«, die jeden Tag wiederkehren. Die Frage: »Für wen ist das denn wirklich eine Not?«, bringt sie ins Nachdenken und gemeinsam überlegen wir, wie die Eltern der Tochter rückmelden könnten, dass alle Familienmitglieder mit dem Geschrei ein großes Problem haben und sich ab jetzt davor »schützen« möchten.
Der Fokus auf die Tochter hat den Blick auf sie selbst verstellt und mit der Bestärkung, auf die eigenen Grenzen zu achten, geht die Mutter gestärkt aus dem Termin.
Eine Mutter und ein Vater kommen gemeinsam zum Coachingtermin und haben den Wunsch, sich besser einigen zu können, welcher Erziehungsstil für das Kind der richtige sei.
Häufig hätten sie den Eindruck, dass sie in Konfliktsituationen sehr unterschiedlich agieren würden. Sie schildern eine wiederkehrende Situation, in der der Junge sich hinter der Mutter versteckt, wenn der Vater sehr eindringlich versucht, etwas zu klären. Der Vater hat in diesen Momenten immer ein schlechtes Gefühl (warum versteckt sich unser Sohn hinter der Mutter?) und die Mutter erlebt dies als sehr beklemmend und glaubt wirklich, sie müsste den Sohn vor der energischen Art des Vaters beschützen.
Während des 2. Termins wird durch die Nachfrage, was genau für sie so »beklemmend« sei, eine alte Erfahrung in Erinnerung gebracht: Sie hatte sich jahrelang vor ihren Bruder gestellt, wenn dieser aufgrund seiner homosexuellen Neigung lautstarken Ärger mit dem Vater hatte.
Beide Eltern waren ebenso berührt wie erleichtert zu verstehen, dass der aktuelle Konflikt in ihrer Familie eine Ursache in der Ursprungsfamilie hat.
Mit herzlichen Grüßen aus Darmstadt, Ihre Monika Reetz